Ein Hauch von Casablanca
Er betrat den Laden, und Emma war in Sekundenschnelle gefangen, dieser Gang, dieser Duft und diese sportliche Eleganz, mit der er den Wagen aus der Reihe löste. Eine göttliche Mischung aus Brad Pitt und George Clooney, hatte den Weg zu Emma gefunden und sie spürte sofort, dass dies kein Zufall sein sollte. Jetzt kam also der Moment, den die Tarotkarten prophezeiten, als sie sich bei der Schulze – Delitzsch wieder mal über ihre Zukunft informierte.
Das Erscheinen dieses Mannes, würde für Emma nicht ohne Folgen bleiben. Und sie sollte Recht behalten.
Der feinen Note aus Amber und Moos, konnte Emma nicht widerstehen und begann wie eine Stalkerin, George Pitt unauffällig zu folgen. Jetzt war sie froh über ihre Position, die es ihr erlaubte, in jedem Gang aufzutauchen, ohne verdächtigt zu werden, sie würde jemanden verfolgen. Sie rückte Nudelpackete zurecht, schob Preisschilder planlos von links nach rechts und hatte immer die beste Aussicht. Er hatte sie schon lange bemerkt und lächelte ihr verwegen zu. Er packte gekonnt die feinsten Zutaten in seinen Wagen. Alles nur vom Feinsten und perfekt auf einander abgestimmt.
Beim besten Basmatireis stand Emma Rücken an Rücken mit ihm. Er wählte den Reis und sie sortierte Trockenpflaumen im Regal hinter ihm.
„Ich weiß, es mag dreist erscheinen, aber ich möchte heute Abend für sie kochen.“
Diese Stimme. Emma schnappte nach Luft und brachte keinen Ton heraus und blieb, ungläubig dieser Offerte, wie angewurzelt stehen.
Fast lautlos bewegte er sich und ging weiter. Emma hätte sich ohrfeigen können, dass sie nicht schnell genug reagierte, und so stand sie völlig verdutzt in Amber und Moos gehüllt da, während ihr die Freude rote Wangen malte.
Am Weinregal fand sie ihn dann wieder. Er sah sie von der Weite schon herannahen, grinste schelmisch und zwinkerte ihr zu, um dann seine Aufmerksamkeit den edlen Flaschen vor sich zu schenken. Emma faste ihren ganzen Mut und ging, anders als es Verkäuferinnen tun, auf ihn zu.
„Hmmm, wäre Ihnen ein trockener Weißwein denn recht?“ Er griff nach der teuersten Flasche im Regal und begutachtete das Etikett mit dem Blick eines Kenners.
„Eine gute Wahl“ säuselte Emma. „Aber dieser hier würde noch besser zu diesem Ragout Fin passen, dessen exquisite Zutaten hier im Wagen auf ihre gekonnte Zubereitung warten.“
Emma griff mit einer beinahe lasziven Bewegung nach einem der schlanken Flaschenhälse und offerierte Brad Clooney das Exemplar. Dabei verstand sie es gekonnt ihre Fingerspitzen zu verbergen, damit ihm die Spuren des Rotkohlschälens verborgen blieben.
Er drehte sich zu Emma hin und hob den Blick vom Etikett, um ihr nun ins Antlitz zu schauen.
Emma stockte der Atem. Ihr gesamter Blutvorrat drohte sich jetzt in ihren Beinen zu sammeln und sie starrte nur noch auf diese eine Stelle an seinen wohlgeformten Ohren, währen ihre Schuhe zu platzen drohten.
Ein kleiner schwarzer Knubbel steckte in seinem Ohr.
„Nein, vergessen sie den Weißwein. Die freundliche Dame hier hat mir eben einen genialen Tipp gegeben. Lassen sie sich überraschen. Also bis heute Abend, ich freu mich.“
Seine Hand glitt in die Innentasche seines Mantels, wo er sein Handy ausknipste.
„Ich danke ihnen, sie sind außerordentlich aufmerksam und haben einen sehr guten Geschmack.“
Damals brauchte Emma einige Tage um ihr Selbstbewusstsein wieder auf ein vernünftiges Level zu bringen und vermeidet noch heute jeden Film in dem Brad oder George zugegen sind.
Ja, moderne Kommunikation ist eben eine prima Sache und es gibt keinen besseren Einkaufsberater als das Handy.
Wirft Emma den Blick in die Zukunft, sieht sie sich mit einem Headset auf dem Kopf, bequem in einem Sessel lehnend. Vom „Point of Information“ aus, dirigiert sie ihre Kunden durch den Laden und gibt Auskunft über die Bissfestigkeit von Weizengrießnudeln. Alternativangebote werden flott per MMS weitergeleitet und jeder erhält Emmas Kurzwahlnummer am Eingang.
„Bitte drücken sie die Fünf, um ihre Beschwerde bei der Filialleitung einzureichen.“
„Bitte wählen sie die Drei, wenn sie mehr über das Allergierisiko von EU-Bananen erfahren möchten.“
„Wenn sie mit ihrem Einkauf zufrieden sind, erwartet sie Emma an der Kasse, dazu geben sie „Cash“ in ihren Navigator ein. Sie werden dann auf dem kürzesten Weg sicher dort angelangen.“
„Drücken sie bitte „Raute 0“ um eine stabile Einkauftasche aus Recyclingpapier zu ordern bzw. „Raute 01“, wenn sie eine Plastiktüte wünschen.“
Leider verlassen sich heute schon viele Kunden auf ihren geliebten Hosentaschenfunk. Seit der Clooney-Affäre ist Emma jedoch sensibilisiert und erkennt sofort, dass es sich nicht um eine hässliche Narbe im Gesicht des Kunden handelt, sondern um das zierliche Käbelchen, welches von der linken Jackentasche zum rechten Ohr verlegt ist.
Das beruhigt Emma dann ungemein, und sie tappt nicht völlig ahnungslos in peinliche Situationen:
„Sag mal Schatz, welche Linsen soll ich denn nehmen?“
„Gut Pummelchen, dann die Böhnchen, du weiß schon wegen den Tönchen.“
Emma hat mittlerweile auch die Gestensprache gelernt. Damit fordert Emma wild fuchtelnd den zu zahlenden Betrag eines telefonierenden Kunden ein, weißt ihn auf Sonderangebote hin und fragt nach, ob es sonst noch was sein darf. Es mag für Außenstehende befremdlich erscheinen, wenn sie Hieroglyphen in die Luft malt, lautlos die Lippen bewegt als wäre sie eine Kassequalle und zum Abschied so fest mit dem Kopf nickt, dass man die Wirbel knacken hört. Aber sicher ist sicher und manchmal schadet es so Ganz und Gar nicht, auf ein herkömmliches Kundengespräch zu verzichten.
Das Erscheinen dieses Mannes, würde für Emma nicht ohne Folgen bleiben. Und sie sollte Recht behalten.
Der feinen Note aus Amber und Moos, konnte Emma nicht widerstehen und begann wie eine Stalkerin, George Pitt unauffällig zu folgen. Jetzt war sie froh über ihre Position, die es ihr erlaubte, in jedem Gang aufzutauchen, ohne verdächtigt zu werden, sie würde jemanden verfolgen. Sie rückte Nudelpackete zurecht, schob Preisschilder planlos von links nach rechts und hatte immer die beste Aussicht. Er hatte sie schon lange bemerkt und lächelte ihr verwegen zu. Er packte gekonnt die feinsten Zutaten in seinen Wagen. Alles nur vom Feinsten und perfekt auf einander abgestimmt.
Beim besten Basmatireis stand Emma Rücken an Rücken mit ihm. Er wählte den Reis und sie sortierte Trockenpflaumen im Regal hinter ihm.
„Ich weiß, es mag dreist erscheinen, aber ich möchte heute Abend für sie kochen.“
Diese Stimme. Emma schnappte nach Luft und brachte keinen Ton heraus und blieb, ungläubig dieser Offerte, wie angewurzelt stehen.
Fast lautlos bewegte er sich und ging weiter. Emma hätte sich ohrfeigen können, dass sie nicht schnell genug reagierte, und so stand sie völlig verdutzt in Amber und Moos gehüllt da, während ihr die Freude rote Wangen malte.
Am Weinregal fand sie ihn dann wieder. Er sah sie von der Weite schon herannahen, grinste schelmisch und zwinkerte ihr zu, um dann seine Aufmerksamkeit den edlen Flaschen vor sich zu schenken. Emma faste ihren ganzen Mut und ging, anders als es Verkäuferinnen tun, auf ihn zu.
„Hmmm, wäre Ihnen ein trockener Weißwein denn recht?“ Er griff nach der teuersten Flasche im Regal und begutachtete das Etikett mit dem Blick eines Kenners.
„Eine gute Wahl“ säuselte Emma. „Aber dieser hier würde noch besser zu diesem Ragout Fin passen, dessen exquisite Zutaten hier im Wagen auf ihre gekonnte Zubereitung warten.“
Emma griff mit einer beinahe lasziven Bewegung nach einem der schlanken Flaschenhälse und offerierte Brad Clooney das Exemplar. Dabei verstand sie es gekonnt ihre Fingerspitzen zu verbergen, damit ihm die Spuren des Rotkohlschälens verborgen blieben.
Er drehte sich zu Emma hin und hob den Blick vom Etikett, um ihr nun ins Antlitz zu schauen.
Emma stockte der Atem. Ihr gesamter Blutvorrat drohte sich jetzt in ihren Beinen zu sammeln und sie starrte nur noch auf diese eine Stelle an seinen wohlgeformten Ohren, währen ihre Schuhe zu platzen drohten.
Ein kleiner schwarzer Knubbel steckte in seinem Ohr.
„Nein, vergessen sie den Weißwein. Die freundliche Dame hier hat mir eben einen genialen Tipp gegeben. Lassen sie sich überraschen. Also bis heute Abend, ich freu mich.“
Seine Hand glitt in die Innentasche seines Mantels, wo er sein Handy ausknipste.
„Ich danke ihnen, sie sind außerordentlich aufmerksam und haben einen sehr guten Geschmack.“
Damals brauchte Emma einige Tage um ihr Selbstbewusstsein wieder auf ein vernünftiges Level zu bringen und vermeidet noch heute jeden Film in dem Brad oder George zugegen sind.
Ja, moderne Kommunikation ist eben eine prima Sache und es gibt keinen besseren Einkaufsberater als das Handy.
Wirft Emma den Blick in die Zukunft, sieht sie sich mit einem Headset auf dem Kopf, bequem in einem Sessel lehnend. Vom „Point of Information“ aus, dirigiert sie ihre Kunden durch den Laden und gibt Auskunft über die Bissfestigkeit von Weizengrießnudeln. Alternativangebote werden flott per MMS weitergeleitet und jeder erhält Emmas Kurzwahlnummer am Eingang.
„Bitte drücken sie die Fünf, um ihre Beschwerde bei der Filialleitung einzureichen.“
„Bitte wählen sie die Drei, wenn sie mehr über das Allergierisiko von EU-Bananen erfahren möchten.“
„Wenn sie mit ihrem Einkauf zufrieden sind, erwartet sie Emma an der Kasse, dazu geben sie „Cash“ in ihren Navigator ein. Sie werden dann auf dem kürzesten Weg sicher dort angelangen.“
„Drücken sie bitte „Raute 0“ um eine stabile Einkauftasche aus Recyclingpapier zu ordern bzw. „Raute 01“, wenn sie eine Plastiktüte wünschen.“
Leider verlassen sich heute schon viele Kunden auf ihren geliebten Hosentaschenfunk. Seit der Clooney-Affäre ist Emma jedoch sensibilisiert und erkennt sofort, dass es sich nicht um eine hässliche Narbe im Gesicht des Kunden handelt, sondern um das zierliche Käbelchen, welches von der linken Jackentasche zum rechten Ohr verlegt ist.
Das beruhigt Emma dann ungemein, und sie tappt nicht völlig ahnungslos in peinliche Situationen:
„Sag mal Schatz, welche Linsen soll ich denn nehmen?“
„Gut Pummelchen, dann die Böhnchen, du weiß schon wegen den Tönchen.“
Emma hat mittlerweile auch die Gestensprache gelernt. Damit fordert Emma wild fuchtelnd den zu zahlenden Betrag eines telefonierenden Kunden ein, weißt ihn auf Sonderangebote hin und fragt nach, ob es sonst noch was sein darf. Es mag für Außenstehende befremdlich erscheinen, wenn sie Hieroglyphen in die Luft malt, lautlos die Lippen bewegt als wäre sie eine Kassequalle und zum Abschied so fest mit dem Kopf nickt, dass man die Wirbel knacken hört. Aber sicher ist sicher und manchmal schadet es so Ganz und Gar nicht, auf ein herkömmliches Kundengespräch zu verzichten.
Tante Emma rechnet ab - 15. Apr, 11:31
Eine Schande, diese Technik!